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Eine Einführung

Das Tempelhaus ist die ehemalige Johanniterburg von Neckarelz. Vor ca. 300 Jahren wurde sie von den Katholiken in Neckarelz und Diedesheim zur Kirche umgebaut. An der Südwestecke des schmalen, vier Stockwerke hohen Gebäudes erhebt sich über dem Treppenturm der alten Burg die Glockenstube mit einer barocken Zwiebelhaube. Die mächtigen Mauern im Westen und Norden, die Eckbuckelquader und der Burggraben sind noch Zeugen der wehrhaften Vergangenheit. Der gotische Chor mit den hohen Maßwerkfenstern und schönem Kreuzgewölbe entstand aus der ehemaligen Burgkapelle.

Entstehung

Leider besitzen wir keine gesicherte Kunde über den Erbauer oder über die Entstehungszeit der Burg. In einer Urkunde vom 11. Juni 1300 wird jedoch die Anwesenheit von Johannitern in Neckarelz bezeugt. Außerdem wird auf einer Grabplatte im Tempelhaus der Johanniterpriester Conradus als „Gründer dieses Hauses“ genannt. Daher lässt sich vermuten, dass das Tempelhaus am Ende des 13. Jahrhunderts vom Ritterorden der Johanniter von Grund auf erbaut wurde. Von der einstigen Neckarelzer Tiefburg sind noch zu erkennen: die mächtigen Mauern auf der Westund Nordseite, die Buckelquader an den Ecken, der Treppenturm mit dem ursprünglichen Eingang über dem heutigen Turmzugang, außerdem die Schlitzfenster des Kellergeschosses im Norden und ein mächtiger Konsolstein hoch oben in der Nordwand als Zeuge eines früheren Balkons. Die heutige Umfassungsmauer um den Vorplatz ist noch als Rest einer mächtigen Mauer um den Burghof anzusehen. Auch der einst mit Wasser gefüllte Burggraben erinnert uns an diese Zeit.

Johanniterzeit

Mehrere Urkunden bestätigen, dass sich das Tempelhaus von etwa 1300 bis 1350 im Besitz des Johanniterordens befand, der das Gebäude seinen Aufgaben entsprechend einrichtete. Der viergeschossige Wohnturm bot Raum zum Wohnen, für Vorräte und zur Verteidigung. Damit handelt es sich bei unserem Tempelhaus um die einzige in ihrer authentischen Form erhaltene Johanniterburg in Baden-Württemberg. Dieser Ritterorden widmete sich vornehmlich der Pflege von Kranken und Pilgern. Für die hiesige Ordenskommende ist jedoch kein ausgesprochener Hospitalbetrieb nachgewiesen. Zwei Räume der Burg sind besonders erwähnenswert: die überraschend große, zweigeschossige Burgkapelle (heute gotischer Chor) und direkt darüber einen im gleichen Stil gehaltenen Versammlungsraum. Aus der Johanniterzeit stammen auch die beiden Wandmalereien: ein überlebensgroßer Christopherus an der Südwand des Chors und 28 Wappenschilde in einer Fensternische auf der Nordseite

Umbau zu Kirche

Nach dem Verkauf durch die Johanniter (1350) wechselte das Tempelhaus mehrmals den Besitzer und gelangte 1422 schließlich in den Besitz der Pfalzgrafen von Mosbach. Im Jahre 1688 entstand in Neckarelz wieder eine katholische Gemeinde, für die die Kapelle der ehemaligen Johanniterburg als Gottesdienstraum notdürftig eingerichtet wurde. Von 1698 an durften die Katholiken gemeinsam mit den Reformierten die evangelische Martinskirche benutzen. 1707 wurde dann der Chor des Tempelhauses erneut und endgültig der katholischen Pfarrei für ihre Gottesdienste zugewiesen. 1731 stellte der Kurfürst das ganze Gebäude zur Verfügung. Daraufhin wurde das Tempelhaus zur Kirche umgebaut und erhielt dabei in etwa sein heutiges Aussehen.

Das Tempelhaus bis heute

1879 wurde an die Südwand die Sakristei angebaut. Um 1928 erhöhte man das Kirchenschiff, indem die obere Geschossdecke entfernt wurde, dadurch konnte eine zweite Empore eingebaut werden. Im Kellergeschoss entstand eine Unterkirche, „Krypta“ genannt. Von 1963 bis 1965 erfolgte eine umfassende Instandsetzung unter Mitwirkung des Denkmalamtes. Dabei wurden alle Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts entfernt, um möglichst viel vom ursprünglichen Charakter des 14. Jahrhunderts bzw. der Barockzeit wiedererstehen zu lassen. Leider verschwanden dabei auch alle 6 Altäre. 2001 wurde der Innenraum gründlich restauriert, wobei man dem Chor wieder die originale Farbfassung des 14. Jahrhunderts zurückgab.

Zeitleiste

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